Zwischen Tradition und digitaler Hoffnung – Eine Reise durch Rumäniens vielfältige Medienwelt

Ein Markt im Umbruch – Die rumänische Medienlandschaft ist ein faszinierendes Panorama zwischen einer reichen, oft vergessenen Tradition und dem digitalen Aufbruch. Während klassische Medien an Reichweite verlieren, etabliert sich ein neuer, unabhängiger Journalismus – mutig, vernetzt und digital.

Print in der Krise, Online auf dem Vormarsch

Die großen Tageszeitungen wie „Libertatea“ (gegründet 1989) oder die traditionsreiche „Gazeta Sporturilor“ (seit 1924) verzeichnen im Printbereich nur noch geringe Auflagen. Doch digital erreichen sie Millionen – ein klarer Beleg für die Verschiebung der Mediennutzung. Andere Titel wie „Evenimentul Zilei“ mussten ihre Printversion ganz einstellen und verlagerten sich vollständig ins Netz.

Der Rückgang ist strukturell: Nach der Blütezeit nach dem Kommunismus – als Menschen bis zu zehn Tageszeitungen täglich lasen – kamen Digitalisierung, steigende Kosten und ein rückläufiges Vertrauen. Wer früh auf digitale Formate setzte, konnte sich behaupten.

Öffentlich-rechtlich im Schatten, private Gruppen dominieren

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk TVR betreibt mehrere nationale und regionale Programme, ebenso wie „Radio România“. Seit der Abschaffung der Rundfunkgebühren 2017 ist die Finanzierung jedoch fragil. Auf dem privaten Markt dominieren die Intact Media Group und Digi Communications – Letztere ist sogar international tätig. Euronews Rumänien, 2021 gestartet, will mit neutraler Berichterstattung Vertrauen zurückgewinnen.

Plattformen, Einflusszonen und sprachliche Frontlinien

Social Media – insbesondere YouTube, Facebook, TikTok und Instagram – ist zum Hauptinformationskanal geworden. Internationale Sender wie BBC oder Deutsche Welle sprechen dort gezielt ein gebildetes Publikum an. Eine Besonderheit: In der Region Siebenbürgen ist die ungarischsprachige Medienlandschaft stark von Budapest aus gesteuert – 2017 bis 2019 flossen Millionen Euro in den Aufkauf ungarischsprachiger Medien in Rumänien. 2022 wurde diese Förderung abrupt gestoppt.

Der Mut der Unabhängigen

Inmitten dieser Gemengelage florieren unabhängige Plattformen: „Recorder“, „Faptul Divers“ oder „G4Media“ stehen für einen couragierten, investigativen Journalismus. Sie berichten über Korruption, kirchliche Verflechtungen und staatliches Versagen. Finanziert durch Spenden, Crowdfunding oder ausländische Zuschüsse, kämpfen sie um Sichtbarkeit – jenseits der gut informierten urbanen Filterblasen.

Netzwerke wie das Balkan Investigative Reporting Network (BIRN) spielen auch in Rumänien eine wichtige Rolle. Sie verbinden lokale Recherchen mit internationaler Perspektive und sind oft letzte Bastion gegen mediale Gleichschaltung.

Fazit: Rumäniens Medienwelt ist kein homogener Raum, sondern ein widersprüchliches Mosaik aus politischen Interessen, ökonomischem Druck – und journalistischem Mut. In diesem Spannungsfeld birgt die digitale Wende nicht nur Risiken, sondern auch echte Chancen für eine neue Öffentlichkeit.

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